Wohnwagen, (D)ein treuer Begleiter: die Hersteller
Die ersten Wohnwagen-Hersteller
Der Wohnwagen feierte sein Debüt noch vor dem Automobil: Tatsächlich waren die ersten Wohnwagen (damals noch „Reisewagen“) als Pferdekutschen ausgelegt. Pioniere des Wohnwagen-Baus waren zu jener Zeit die Engländer, seit jeher ein reise- und pferdeverrücktes Völkchen. Als dann die ersten Autos über Europas Straßen knatterten und ungeahnte Reisefreiheit ermöglichten, war es nur eine Frage der Zeit, bis auch der Wohnwagen für das Auto erfunden wurde.
In Deutschland bot der Skiausrüster Arist Dethleffs 1931 den ersten Anhänger für eine mehrtägige Urlaubsreise an. Und wer zuerst kommt, mahlt zuerst – so ist die Firma Dethleffs Caravans bis heute eine feste Größe im Markt der Wohnwagen und Reisemobile.
Doch wo Erfolg ist, lässt Konkurrenz nicht lange auf sich warten: Befeuert durch seinen quirligen Unternehmer- und Innovationsgeist, wurde Ernst Richard Bachem mit seiner Firma „Hymer“ kurz nach dem zweiten Weltkrieg einer der führenden Anbieter für Wohnwagen. Dabei kamen ihm auch seine Erfahrungen im Flugzeugbau zugute – seine „Natter“ war ein spektakuläres Kleinflugzeug und wird heute zu Recht als Urahn des Space Shuttle angesehen. Auch wenn seine Wohnwagen natürlich nicht fliegen konnten, so wusste Bachem doch ganz genau, wie man etwas so leicht und gleichzeitig so stabil wie möglich konstruiert. Unter dem Namen „Eriba“ – die Abkürzung von „Ernst Richard Bachem“ – werden bis heute erfolgreich Wohnwagen hergestellt.
Deutsche Wohnwagen-Reiselust – und Caravan-Standards
Angesichts der Reiselust der jungen Bundesrepublik begann auch „Bürstner“ in den 50er-Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, Wohnwagen anzubieten. Doch Konkurrenz belebt zwar das Geschäft, sorgte aber auch für eine gewisse Standardisierung. So bieten die deutschen Hersteller – zumindest von außen – scheinbar austauschbare Modelle an.
Fendt, Wilk, Hobby, Knaus oder Bürstner – das Standarddesign für Wohnwagen scheint festzustehen: Einzel- oder Doppelachse mit eng beieinander liegenden Rädern, befestigt an einem verzinkten Stahl-Chassis, aufmontierter kastenförmiger Aufbau; innen ein großer Raum mit kleiner Nasszelle, der möglichst pfiffig Wohn- und Schlafbereich sowie Kochgelegenheit bereithält.
Mit zusätzlichen Applikationen wie Klimaanlage oder Dachterrasse lassen sich die Wohnwagen optional erweitern. Je größer und schwerer jedoch der Caravan wird, desto kräftiger muss auch die Zugmaschine ausgelegt sein. Der Wohnwagen für Kleinwagen hingegen verbreitet sich – jedenfalls in Europa – erst in den letzten Jahren.
Alles extremer: Wohnwagen in den USA
Ganz anders auf der anderen Seite des großen Teichs: Dort geht die Schere zwischen klein und richtig groß weit auseinander. Während der Wohnwagen einerseits für viele Amerikaner ein zweites (oder gar das) Zuhause und entsprechend voluminös ist, werden andererseits unter der Typenbezeichnung „Teardrop“ Mikro-Wohnwagen angeboten. Es gibt hochwertige Modelle aus Manufakturen ebenso wie Bausätze oder gar bloße Bauanleitungen, teilweise sogar kostenfrei im Internet. Sie sind äußerst beliebt bei Wandertouristen und Konzertbesuchern.
Ein Teardrop sieht wie eine durchgeschnittene Träne aus, daher sein eigentümlicher Name. Die Kupplung befindet sich an der bauchigen Seite, an der auch ein großes Fenster und eine Tür angebracht sind. Der Innenraum, zu niedrig um darin stehen zu können, bietet lediglich eine bequeme und trockene Schlafgelegenheit. Die Küche ist auf der Rückseite untergebracht, dem spitzen Ende der halben Träne, unter einer Klappe versteckt und von außen zu bedienen.
So rudimentär und reduziert ein Teardrop-Wohnwagen auch ist – er ist so klein und leicht, dass er quasi von jedem Auto gezogen werden kann.
Wohnwagen als Hauptwohnsitz
Die US-Amerikaner sind ebenfalls ein sehr reisefreudiges Volk; der Wohnwagen ist für weite Teile der Bevölkerung eben kein Spaßmobil, für viele sogar beweglicher Hauptwohnsitz. Entsprechend groß ist die Szene der Hersteller. Mit riesigen Ausmaßen und allerlei technischen Applikationen bieten viele US-amerikanische Wohnwagen ein absolutes Maximum an Komfort und Wohnlichkeit.
Bezahlt wird dies jedoch häufig mit einer reichlich lässigen Verarbeitungsqualität. Darüber muss man sich im Klaren sein, wenn man den Erwerb eines prunkvollen US-Wohnwagens in Betracht zieht. Detaillösungen und Langzeitqualitäten sind leider auch heute noch nicht mit europäischen Modellen zu vergleichen. Zudem sollte auch das Zugfahrzeug amerikanische Leistungswerte bereithalten. Unter einem V8-Motor sind die wenigsten US-Wohnwagen sinnvoll zu bewegen. Dafür bieten die riesigen Fahrzeuge der Unternehmen „Coachmen“, „Crossroads“ oder „Palomino“ Features, wie sie bei europäischen Wohnwagen selten sind.
Einziehbare Erker: Muss für Amerikaner
Seit zirka zehn Jahren sind einziehbare Erker ein neuer Standard bei diesen Fahrzeugen. Im Stand lässt sich der verfügbare Raum mit dieser Zusatzfunktion ganz erheblich erweitern. Vor allem ist die Bewegungsfreiheit im Camper deutlich besser, wenn er von mehreren Personen bewohnt wird. Bei den europäischen Herstellern hingegen hat sich der einziehbare Erker noch nicht durchsetzen können – vielleicht sind die hiesigen Campingplätze noch nicht hinreichend für diese voluminösen Fahrzeuge ausgelegt.
Weitere Hersteller und Besonderheiten
Was hingegen am oberen (Preisklassen-)Ende der Wohnwagen zum Standard wird, ist die Heckgarage. Sie bietet genügend Raum, um einen Motorroller oder ein Quad unterzubringen. Echte High-End-Lösungen mit Autogarage für einen Smart oder sogar einen schicken Roadster findet man hingegen nur bei den „großen Brüdern“ der Wohnwagen, den Wohnmobilen.
Moderne Wohnwagen im Retro-Look
Wenn es jedoch ein wirkliches Gegenmodell zu den von vielen als etwas konservativ empfundenen europäischen Wohnwagen gibt, dann trägt es den Namen „Airstream“: Eine dieser silbern funkelnden Design-Ikonen zu besitzen, ist wirklich etwas Besonderes. Zwar auch nicht überragend in der Verarbeitung, bietet ein Airstream dennoch ein ganz besonderes Lebensgefühl.
Diese mobilen Schlösser aus hochglanzpolierten, vernieteten Aluminiumplatten sind seit den 1950er-Jahren optisch quasi unverändert – Zeitmaschinen, die doch stets mit der Entwicklung der Wohnwagen mithalten konnten.
Weitere Caravan-Hersteller
Neben den hier genannten und bekannten Marken gibt es weltweit noch hunderte weitere Caravan-Bauer. Grund dafür ist wohl unter anderem, dass diese Fahrzeuge verhältnismäßig einfach herzustellen sind: Die Unterkonstruktionen kann man bei jedem Produzenten von Last- und Transportanhängern beziehen; für den Aufbau gibt es kaum Regularien. Für alle Applikationen, die ein Wohnwagen benötigt, gibt es bereits zahlreiche Anbieter mit bewährten Lösungen.
Einer der führenden Caravan-Ausstatter ist das Unternehmen Dometic aus dem Electrolux-Konzern. Mit pfiffigen Lösungen, etwa gasbetriebenen Kühlschränken, ist Dometic ein Standardlieferant der meisten Caravan-Hersteller. Ähnliche etablierte Techniken gibt es auch für Sanitärbereich, Küchenausstattung und selbst Klimatisierung.
Bausatz: Kann man einen Wohnwagen selbst bauen?
Ja: Abgerundet wird das Angebot der Wohnwagen von Bausatz-Anbietern. Der deutsche Hersteller „Roehnert“ bietet auf seiner Webseite einen Wohnwagen an, der als Bausatz erhältlich ist: Nur wenig größer als die amerikanischen Teardrops, kann der „Piccolino“ zwei Personen ein trockenes Plätzchen für den Wochenendtrip bieten. Etwas größer und komfortabler sind die Wohnwagen-Bausätze der Firma „TEAL“. Im Design zwar etwas eigentümlich, ist ihre Funktionalität jedoch über alle Zweifel erhaben.